Voll gepackt mit neuen Infos, norwegischem Campingguide und der Vorfreude auf den ersten Fjord geht es wieder auf die Straße. Es nieselt leicht. Da weiß Uli hinterm Steuer noch nicht, was auf sie zukommt. Gemütlich geht es über angenehme Straßen zunächst Richtung Dalen, kurz davor biegen wir auf eine Hochebene ab. Es geht vorbei an Seen und Schneefeldern, hier gibt es kleinere Skigebiete – und hinter jedem Felsen könnte sich auch ein Troll verstecken. Auf den Straßen stehen Schafherden, die sich keine Mühe machen die Straße schnell zu verlassen. Alle 10 Minuten kommt mal ein Auto vorbei. Im gemütlichen Tempo kurven wir an Wasserfällen vorbei ins Setesdal in den Ort Valle, wohl das Kletterparadies in Norwegen. In Valle gibt es ein paar kleine Läden, wir kaufen noch kurz ein (das Portemonnaie blutet) und tanken voll, der Campingplatz lacht uns allerdings nicht an, obwohl es aufgrund der späten Abfahrt schon 17 Uhr ist. Ab nach Lysebotn sagen wir uns, sind nur 1,5 Stunden.
Uli fährt noch einige Kilometer das Tal entlang, bevor es rechts nach Suleskard geht. Es geht steil bergan, der Bulli hält sich tapfer. Aus einer anfangs normalen Straße wird schnell eine einspurige Straße, das Wetter wechselt auf stärkeren Regen, draußen hat es 3 Grad. Der Schnee nimmt zu und der Verkehr lässt gerade noch eine Geschwindigkeit von 30-40 km/h zu. Wir sind beide ziemlich angespannt, bei jedem entgegenkommenden Auto muss ausgewichen oder komplett angehalten werden. So schieben wir uns 33km durch 2,5m hohe Schneewände, vorbei an kristallblauen, fast durchgehend zugefrorenen Seen und werden zweimal fast vom entgegenkommenden Verkehr rasiert. Gut, dass der Bulli so schmal ist. Uli meistert die Passage mit Bravour und Chima darf noch ein wenig im Schnee toben, bevor wir die letzten 22 Kilometer nach Lysebotn in Angriff nehmen.
Es geht wieder bergauf und ist dasselbe Muster. Schmale Straße und bei Gegenverkehr auf die Bremse. Die Ankunftszeit auf dem Navi verschiebt sich nach hinten. Dafür kommt die Sonne raus und das, was die Natur uns bietet, ist wirklich atemberaubend. Nach einer gefühlten Ewigkeit kommen wir am Kjerag an und schauen hinab in den Fjord, eine Wahnsinns-Aussicht.
Campingplatz oder Kjerag-Parkplatz ist nun die Frage. Wir entscheiden uns für die Fahrt ins Tal. 25 Kehren steil hinab, unser Bulli hat zu kämpfen, trotz niedrigem Gang (ein Blick unten in die Karte lohnt sich – unbedingt zoomen am Ende der Route). Die Bremsen laufen heiß auf dieser wahnwitzigen Straße. Im Tal sind Mensch und Maschine ziemlich am Ende. Wir suchen auf diesem nicht sehr schönen Platz an diesem imposanten Ort eine Steckdose und einen Stellplatz, kochen 500g Penne und knallen noch schnell das Not-Pesto drauf, mehr geht nicht. Dafür haben wir einen Ausblick, der uns erstaunen lässt. Die Abendsonne färbt die Bergspitze des Kjerag oberhalb des Fjords feuerrot. Wow!
Ich übernehme am Abend den Abwasch und kümmere mich noch um die Fähre über den Lysefjord Richtung Preikestolen am nächsten Tag. Nicht so einfach in diesem Basejump-Mekka, wo osteuropäische Akzente hinter den Tresen zu vernehmen sind und die Informationslage sehr schlecht ist. Gefühlt will hier jeder zum Kjerag oder Basejumpen, Fähren sind nicht so Priorität. Nach einer Stunde habe ich dann wenigstens die Abfahrtszeit und wir gehen erschöpft in die Laken. Eine kurze Nacht steht bevor, um 5:50 Uhr klingelt der Wecker.
Campingplatz:
Lysebotn Camping, Lysebotn (250 NOK inkl. Strom, Dusche 10 NOK)
Immer wieder schön zu lesen und richtig tolle Bilder.
Danke, dass ihr uns teilhaben lässt.
Gruß aus dem sonnigen warmen Mittelfranken.
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Das hört uns sieht sich richtig gut an! Und einiges – wie das mit den Straßen – kommt mir doch sehr bekannt vor 😉
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