Nach dem Platzdebakel vom Vortag gibt es an diesem Morgen nur ein schnelles Müsli. Danach winkt das obligatorische Auschecken, wo uns dann der Schlag trifft. Mit 350 SEK, über 37 Euro, ist der Platz der mit Abstand teuerste, obwohl er sich deutlich am Ende unserer Platzliste einreiht. Früh wie selten rauschen wir ab und haben Vorfreude auf das angekündigte sonnige Wetter und einen neuen, schönen Standplatz.
Nach dem Auffüllen der Lebensmittel-Vorräte und einer knapp einstündigen Fahrt ins Landesinnere, landen wir in Kungsör. Hinter einem Industriegebiet öffnet sich ein Campingplatz, wo man ihn nicht erwarten würde. In einem Waldstück bekommen wir einen Platz auf einer Lichtung. Wirklich herrlich. Es ist nicht viel los. Der Platz ist völlig wild gewachsen am Mälarensee. Wir machen es uns gemütlich und freuen uns über die Ruhe und vor allem den freien Blick in die Natur, ohne größere Caravans oder Wohnmobile. Am Abend werfen wir den Grill an. Und seit langem gibt es mal wieder Würstchen. Wir waren bei Lidl und haben Nürnberger Würstchen gekauft. Neben den Maiskolben und dem quietschenden Haloumi eine leckere Angelegenheit. Zum Essen öffnen wir noch eine Dose Bier…uns geht es bestens. Gegen später bietet sich uns dank blauem Himmel am See noch ein toller Sonnenuntergang in Orange. Hier bleiben wir noch eine weitere Nacht, einfach zu idyllisch, um schon wieder ins Auto zu steigen.
Tiefenentspannt und mit frisch gewaschener Wäsche im Gepäck geht es dann an den Vättern, einen der drei ganz großen Seen in Schweden (für unsere Verhältnisse große Seen gibts hier reichlich). Die Sonne strahlt vom Himmel, der Sommer ist angekommen. Bei der Abfahrt aus Kungsör hat uns die Campingplatz-Betreiberin noch erzählt, dass es im Juli genau drei Tage ohne Regen gab. Gut, dass wir da in Norwegen waren. Alles richtig gemacht! Nach rund einer Stunde erreichen wir den Vättern und laufen den ersten Campingplatz in der Nähe der Europastraße an. Mit Hörgerät im Ohr verspricht uns der Betreiber einen „wunderschönen Platz“. Gut, Geschmäcker sind verschieden, aber das braune Stück Gras zwischen Dauercampern ist eher ein schlechter Witz. Ohne Kommentar fahren wir weiter und müssen aufgrund der Aussage auch eine halbe Stunde später immer noch lachen. Wir suchen also weiter und ergänzen das Kapitel Campingplatzsuche um ein weiteres in Motala. Diesen Platz auf einem Fußballplatz (!) umkurven wir ebenfalls galant und schauen uns dann nochmals in unserem Campguide um, welche Optionen wir noch haben.
In Ödeshog, bereits an der unteren See-Hälfte gelegen, kurven wir schließlich 4km über eine schmale Straße und finden einen großflächigen, blitzblank gemähten Platz mit riesigen Stellflächen. Hier bleiben wir gerne. Schnell ausgepackt und die Stühle in die Sonne gestellt, schon beginnt das Sommerfeeling. Am Abend laufen wir durch Felder mit Kornblumen und Mohn zum etwas entfernten See, um den Sonnenuntergang zu genießen. Hach. Das Licht begeistert uns auch nach 9 Wochen immer noch.
Für den kommenden Morgen haben wir Frühstück bestellt und brunchen dann auch ausgiebig in der Morgensonne. Gekochte Eier, Müsli, frische Brötchen. Alles da. Und das Beste: kein Abspülen. Am Nachmittag brechen wir nochmals auf, um eine ruhige Badestelle zu finden. Bei herrlichen 24 Grad freuen wir uns auf eine Erfrischung. In einem Naturreservat folgen wir den Badesee-Beschilderungen und landen dann aus Versehen doch am Vätternsee, dessen Wasser uns am Vorabend noch ziemlich kalt vorkam. Am Strand lassen wir uns nieder und spielen erst einmal mit Chima im Wasser. Bis wir uns dann nach kurzer Abkühlung komplett ins Wasser trauen, dem 16°C kalten Wasser trotzend. Ein tolles Gefühl, endlich mal wieder zu schwimmen. Wasser hatten wir ja genug, die richtigen Temperaturen des Wassers bisher jedoch nicht. Sommer pur. Am Abend kochen wir nochmals gemütlich draußen und genießen die Sonnenstrahlen, bevor es in der Nacht kurz regnen soll.
Am nächsten Morgen peilen wir Gränna an, eine Kleinstadt am Vätternsee. Am Ortseingang erwarten uns Häuser voller Polkagris. Das ist das schwedische Wort für die Zuckerstangen, die hier produziert werden. In den vollgestopften Läden kann man den Zuckerbäckern beim Kneten und Verarbeiten der Zuckermassen zuschauen. Vom flüssigen Zucker bis hin zur fertigen Zuckerstange. Wir packen uns eine Kleinigkeit ein und flitzen dann weiter nach Eksjö, wo unser Aufenthalt in der Region Småland beginnt.
Mit frischem Grillgut ausgerüstet suchen wir uns einen ruhigen Platz am See und chillen ausgiebig, bevor wir umgeben von Zelten den Grill anwerfen. Hier ist einfach nur ausruhen und entspanntes Lesen in unseren Büchern angesagt. Beim Abbauen am nächsten Morgen kommen wir mit Lisa und Simon aus Bonn ins Gespräch, die auf dem Platz ihr „Basecamp“ für Unternehmungen in der Umgebung hatten. Sie bieten uns an, in Bonn auf der Rückreise eine Nacht zur Erholung einzulegen. Wir freuen uns, dass wir auf der Reise immer wieder hilfsbereite und sehr nette Leute getroffen haben, die uns Tipps und Infos gegeben haben. Das bereichert das Reisen ungemein und gibt zudem einen anderen Blick auf ein Land, besonders wenn man mit Einheimischen spricht.
Unser nächstes Ziel liegt nahe Vimmerby, dem Geburtsort Astrid Lindgrens. Auf dem Spilhammer Camping bekommen wir kurz vor 14 Uhr gerade noch den letzten verfügbaren Platz, direkt am Waldrand, in einer Nische, umgeben von drei Bäumen. Der perfekte, ruhige Ort, da der Platz von Familien geprägt ist und die anderen Platzteile teils richtig laut sind. Und eine optimale Stelle, um die Slackline endlich mal aufbauen zu können. Unsere ersten Geh- bzw. Stehversuche sind eher kläglich, aber irgendwann muss man ja anfangen. Die umliegenden Familien bekommen das natürlich auch mit…und schwupps sind die niederländischen Nachbarjungen und ein kleines bayrisches Mädchen da, um es auch mal auszuprobieren. So kommt man in Kontakt. Wir üben fleißig und werden von mal zu mal besser.
Bis wir aufgrund des kurzen Regenschauers die Line abbauen müssen, aber es ist eh schon Abend. Nach zwei Tagen in Spilhammer ist uns das Kindergetobe doch etwas zu viel und wir verlassen den Platz mit frisch gepflückten Blaubeeren aus dem Wald. Astrid Lindgren ruft bzw. Katthult, wo der Film „Michel von Lönneberga“ gedreht wurde. Märchenhaftes Småland.
Campingplätze:
1. Ekuddens Camping, Kungsör (220 SEK inkl. Strom & Dusche)
2. Öninge Camping, Ödeshög (250 SEK inkl. Strom & Dusche/Strom nach kWh)
3. Movänta Camping, Eksjö (240 SEK inkl. Strom, Dusche 10 SEK)
4. Spilhammars Camping, Mariannelund (240 SEK inkl. Strom, Dusche 10 SEK)
Echt scheh habt ihr’s😊 Die Bilder vom großen See sind der Börner! 16 Grad rockt natürlich…wenn da mal nicht der Sommer ausbricht😉
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