Wie zuvor ausführlich beschrieben, zieht sich die Fahrt durch Schweden dadurch in die Länge, dass es entlang der Straßen fast ausschließlich Bäume zu betrachten gibt. Als wir mitten am Nachmittag dann in Stockholm eintreffen, freuen wir uns auf vielseitigere visuelle Reize und buntes Stadt-Getummel. Mit Tipps meiner Freundin Steffi ausgestattet, die hier eine Zeit lang gelebt und gearbeitet hat, gehen wir erwartungsvoll auf Hauptstadt-Erkundungstour. Ein super Parkplatz ist auch schnell gefunden: Der Womo-Reiseführer für Südschweden vom Schulz-Verlag empfiehlt mehrere Stellplätze in Zentrumsnähe, wovon wir den Stellplatz Djurgårdsbrunn auswählen (hier kann man auch über Nacht stehen). Er liegt in der Nähe des Fernsehturms und im schönen, ruhigen Stadtteil Djurgården. Es gibt kaum belegte Plätze hier, man kann hier für 20 SEK pro Stunde stehen und die hohen Bäume spenden den Autos Schatten. Perfekt, um den alten Herren im Auto zu lassen und Richtung Stadt zu laufen. Ein älterer, einheimischer Herr beschreibt uns den Weg in die Stadt. Am Ruderverein vorbei spazieren wir im Park immer am Wasser entlang Richtung Stadtmitte. Wir passieren das Schlösschen Rosendal und einige nette Cafés mit gut gelaunten Stockholmern. Kein Wunder, das Wetter gibt heute auch wirklich alles und es ist Freitagnachmittag. Wir überqueren die Djurgårdsbron (Bron = Brücke) und befinden uns im Stadtteil Östermalm. Unser Weg geht immer am Wasser entlang und an den anliegenden Segelbooten und kleinen Kuttern vorbei. Nach einem kurzen Stopp in der Touristen-Information beschließen wir, uns keine Tagesfahrkarte zu kaufen, sondern weiter die Stadt mit eigenen Füßen zu sehen.
Über die Strömbron geht es in den Stadtteil Gamla Stan – die Altstadt. Wir können erahnen, weshalb Stockholm als „Venedig des Nordens“ bezeichnet wird. Die Stadt ist auf unzählige Inseln verteilt, die über große und kleine Brücken verbunden sind. Für uns, die wir hier zum ersten Mal sind, kann das auch mal verwirrend wirken. Die Orientierung hat uns kurzzeitig verlassen, daher folgen wir der Intuition, biegen in eine Gasse ein und befinden uns plötzlich mitten im schönen Kern von Gamla Stan. Hier wimmelt es von Menschen, die durch die schönen Gässchen schlendern und das Wochenende einläuten. Es gibt unzählige nette Läden, die Schmuck, Dekorationsartikel oder andere ausgefallene Dinge zum Kauf anbieten. Die Menschen sitzen in den Cafés oder den Restaurants mit Speisen aus aller Welt. Unsere Mägen fangen langsam an zu grummeln…
Ein auffälliges Schild mit der Aufschrift „Hurry Curry“ weckt unsere Neugier. Im Nu haben wir leckerste Currys auf dem Tisch und schauen den Leuten nach, die an uns vorbei flanieren oder stolzieren. Die Sonne scheint, es ertönt laute Musik aus einer Nebengasse, überall ist lautes Geschnatter zu vernehmen. Die ganze Stadt schmückt sich mit Flaggen in Regenbogenfarben – ein Vorläufer der Gay-Parade, die Morgen stattfinden soll. Vielleicht liegt es an der Sonne und unserer guten Laune, aber Stockholm begeistert uns durch und durch. Und da wir nicht die Ersten sind, die begeistert erzählen, liegt es wohl doch am besonderen Flair dieser Stadt. Wir wollen Stockholm unbedingt noch einmal für mehrere Tage besuchen.
Ohne einen Nachtisch geht es selbstverständlich nicht. Wir laufen an einer Eisbar vorbei und bestellen ganz bescheiden eine Waffel. Dazu gibt es zwei Toppings. Das sind zwei riesengroße Kugeln Eis. Karamellstückchen in der warmen Waffel, Stücke von weißer Schokolade und von Brownies im Eis. Auch wenn uns das den Zuckerschock des Lebens verpasst und wir mit Sodbrennen weiter müssen, das war es wert.
Mit den Händen auf den Bäuchen kommen wir am Schloss vorbei. Ein Knilch in Uniform pariert vor dem Eingang und lässt die Touristen haufenweise Fotos von sich machen. Bis er einen Funkspruch erhält, der ihn daran erinnert, dass dies eigentlich nicht erwünscht ist.
Den Weg zurück wollen wir gerne mit dem Bus fahren. Das Parkticket läuft demnächst aus und der Hund freut sich bestimmt, uns wieder zu sehen. Es kommt auch direkt ein Bus heran gerauscht. Leider kann man weder an der Bushaltestelle noch beim Busfahrer ein Ticket kaufen. Er meint irgendetwas von Tickets im 7-eleven – eine Art Mini-Markt. Tatsächlich können wir dort Tickets kaufen und schaffen es gerade rechtzeitig zum nächsten Bus. Die Beine sind zwar ein bisschen müde, der Rest aber nicht so sehr, deshalb bleiben wir über Nacht nicht in Djurgården, sondern fahren etwa eine halbe Stunde aus der Stadt raus, um einen ruhigen Campingplatz im Grünen zu finden. Am ersten Platz werden wir abgewiesen mit einem gelangweilten „fully booked“. Wir durchforsten den Camp-Guide und rufen auf einem Platz in Södertälje an, mit der Hoffnung, dort so spät noch unterzukommen. Wir sind froh, als es heißt, es gibt noch freie Plätze dort. Eine Karte zum Öffnen der Schranke wird für uns hinterlegt. Kurz vor neun Uhr sind wir endlich vor Ort. Mitten auf der Wiese, umrundet von allen Anderen anwesenden Campern wurde ein Platz für uns reserviert. Gut´s Nächtle!
Campingplatz:
1. Parkplatz Djurgårdsbrunn: 20 SEK/Stunde, Nachttarif günstiger
2. Eklundsnäs Camping, Södertälje (350 SEK inkl. Dusche & Strom)