Wir verlassen Göteborg Richtung Norden, die Vorboten des schwedischen Sommers im Gepäck. Wie Helena uns mitgeteilt hat, ist der Sommer dieses Jahr sehr spät dran, die letzten Tage schon rekordverdächtig warm – mit 16-18 Grad Anfang Juni. Aber bereits am morgen schallt es vom Strandabschnitt wie aus einem deutschen Schwimmbad in den Sommerferien, den Kindern macht das ca. 14 Grad kalte Wasser nichts aus.
Unser Ziel ist Tjörn, eine Insel nordwestlich von Göteborg. Auf dem Weg in den Norden passieren wir noch einen IKEA und nutzen die Gelegenheit, vermisste Kleinteile wie Topfuntersetzer zu besorgen. Bei der Gelegenheit gönnen wir uns zum Mittagessen eine kleine Portion Köttbullar, die Essenspreise sind hier sogar noch günstiger als in Deutschland (umgerechnet knapp 3€ die Portion). Die Mahlzeit nehmen wir mit Jonathan ein, einem Schweden, der an der Bestelltheke kleinere Sprachbarrieren zwischen der Servicekraft und mir ausbessert. Interessiert schaut er sich noch unseren Bus an, zum Abschied bekommt er ein deutsches Bier mit auf den Weg.
Seinen Tipp nach Klädesholmen zu fahren, nehmen wir gerne auf. Einen Stellplatz finden wir hier nicht, dafür aber ein wunderschönes Örtchen am äußeren Zipfel der Insel Tjörn, malerisch mit seinen weiß gestrichenen Häusern. Uli navigiert den Bus durch die kleinen, verwinkelten Gassen, bis wir nicht mehr weiterkommen und umkehren müssen. Ein lohnenswerter Abstecher.
Wir fahren ein paar Kilometer zurück und biegen dann ab Richtung Skärhamn, auf die Ausschilderung von Campingplätzen ist wie gewohnt Verlass. Unscheinbar, direkt vor dem Sportplatz am Ortseingang, liegt die Einfahrt zum Campingplatz. Auf dem Platz ist (wie bisher fast überall) nicht viel los. Wir haben freie Auswahl auf den perfekt gemähten Wiesen, die sich unmittelbar an die Felsen schmiegen. Alles wirkt neu, verwunderlich, dass hier nicht mehr Camper her finden. Unser Glück. Wir wählen den obersten Stellplatz am Hang am direkten Übergang zu den Felsen, über die wir ans Meer gelangen. Wir nutzen die Nachmittagssonne und hüpfen von Stein zu Stein, kreuz und quer, immer Richtung Meer. Traumhaft steht die Sonne tief über den Schären, eine beeindruckende Natur. Ruhe. Sonne. Meer. Draußen sein. Wir genießen.
Zurück am Campingplatz hat es sich leicht gefüllt. Hauptsächlich deutsch klingt es von den einzelnen Stellplätzen aus den Wohnmobilen. Mit Oliver und Nicole lassen wir den Abend bei einem Glas Rotwein in der Abendsonne ausklingen. Der Sonnenuntergang um 22:20 Uhr lässt keine Hektik aufkommen. Dafür sorgen nur die Mücken, die ja schließlich auch irgendwann essen wollen.
Am folgenden Morgen schlafen wir aus, lassen uns für alles besonders viel Zeit und versuchen Wäsche zu waschen. Was angesichts der nicht optimal funktionierenden Maschinen nur bedingt gelingt, zumindest den Trockner ersetzen Wind und Sonne. Da baut man sich gerne auch mal eine schicke Konstruktion, um den Nachbarn die Unterwäsche zu präsentieren.
Mittags führen wir Chima noch nach Skärhamn aus, ein schönes Dorf mit Bootshafen und Aquarellmuseum, welches wir aber aussparen. Ich will lieber fotografieren. Das Licht ist abends immer super.
Nach einem kurzen Ausflug in den Supermarkt spazieren wir die zwei Kilometer zum Campingplatz zurück. Flori und Resi (und der 14 Monate alte Alwin) haben uns zum Grillen eingeladen. Lachs, Halumi, Feta, Zucchini, Mais, Salat aus Babyspinat. Leeeeecker. Es wird spät bis wir essen, die Luft ist deutlich abgekühlt, man sieht den Atem vor dem Mund. Egal, wir hatten einen tollen Abend, spülen noch ab und gehen zu Bett. Im Bulli ist es angenehm warm. Mit ein paar Ideen für die nächste Station schlummern wir in die dämmrige Nacht. Lidköping wäre ein netter Abstecher, See statt Meer…