Um 12 Uhr mittags startet die Fähre von Frederikshavn nach Göteborg. Wir lassen den Hundesenior unter Deck zurück, zwar im vertrauten Bus, jedoch mit viel Lärm und enormem Fischgestank. An Deck sitzen wir mit warmem Tee in der Sonne und dösen auf Holzbänken während die Wolken über uns hinweg ziehen und sich das Schiff gemächlich Richtung Schweden bewegt. Die Stena Line-Fähre landet im Zentrum Göteborgs. So bekommt man einen wunderbaren Eindruck von der Stadt aus einer super Perspektive. Was uns direkt auffällt ist das grüne und abwechslungsreiche Stadtbild. Zwischen Wäldern und bunten Häusern, Hafencontainern und Fischerbooten sieht man immer wieder Felswände, um die kreativ herum gebaut wurde.
Nach dreieinhalb Stunden unter freiem Himmel, mit Wind in den Haaren und Meeresluft auf der Haut, laufen wir also in dieser vielversprechenden Stadt ein. Chima hat zur Erleichterung aller die Überfahrt entspannt auf seinem Lieblingsplatz im Bus verbracht.
Wir suchen direkt einen attraktiv beschriebenen Campingplatz südöstlich von Göteborg auf und sind begeistert: auf grünen Wiesen parken wir mit atemberaubendem Blick aufs Meer. Wir laufen über Sandstrand im Halbkreis um die Bucht herum, mit Abstecher an einem kleinen Hafen und über Felsen wieder zurück. Kaum zu glauben, dass wir nur knapp zehn Kilometer vom Stadtkern entfernt sind!
Am nächsten Nachmittag treffen wir Helena. Im Winter 2013 habe ich Helena in Thailand kennengelernt und bin mit ihr daraufhin zwei Wochen durchs Land gereist. Da Helena aus Göteborg stammt und nach kurzer Zeit in Stockholm, Indien, Spanien, usw. wieder in ihre Lieblingsstadt zurück gezogen ist, stellt sie die perfekte Stadtführerin dar. Mit ihrer Offenheit, ihrer Begeisterung fürs Reisen und ihrem wirklich guten Englisch haben wir sofort wieder unsere alte Vertrautheit und unerschöpfliche Gesprächigkeit erreicht und sitzen selig Bier trinkend auf dem Rasen vor unserem Bulli. Einige kleine Regentropfen warten wir ab und fahren dann mit dem Rosa Express-Bus in die Innenstadt. Schwarz. Helena mit ihrem Klapprad unter dem Arm. Sie erzählt, sie sei in einer Vereinigung, für die man 100 Kronen im Monat bezahlt und die dafür im Notfall die Kosten für das Schwarzfahren übernimmt. Jeder sollte Zugang zu öffentlichen Verkehrsmitteln haben, so Helena. Wir fahren also entspannt den Weg Richtung Innenstadt und steigen im Westen aus, wo es nicht touristisch überlaufen ist und sich viele Restaurants aneinander reihen. Bei Kelly´s gibt es dann vegane Burger, vegane Pizza und veganes Souflaki für uns. Wir tauchen ein in Helenas Welt und vergleichen die Menschen, Gewohnheiten, Arbeitsbedingungen und vieles mehr zwischen Schweden und Deutschland. Es klingt, als wären die Einheimischen tolerante, weltoffene und stets freundliche Menschen, was Helena nicht ganz so optimistisch wahrnimmt wie wir. Nach einem lustigen Abend mit ebenso vielen tiefgründigen Gesprächen und langen Umarmungen zum Abschied, laufen wir den Weg vom Bus zurück zum Stellplatz und bestaunen erneut die Sicht über die Bucht. Das abendliche Licht ist der Knaller, vor allem zum Fotografieren. Die Dämmerung dauert außerdem so herrlich lange, dass man ewig Zeit hat um ein gutes Bild einzufangen und die Stimmung bestmöglich authentisch rüber zu bringen.
So habe ich also Helena wieder getroffen.
Das Schöne am Reisen sind nicht nur die unvergesslichen Landschaften, die neuen Gerüche und Geschmäcker, das schöne leicht melancholische Gefühl weit weg von zu Hause zu sein. Es sind vor Allem die wundervollen und interessanten Menschen, denen man begegnet. Egal ob alte Bekanntschaften, oder neue. Egal ob Einheimische oder welche, die aus derselben Heimat kommen. Silvie und Rüdiger kommen aus Stuttgart und sind uns auf Anhieb sympathisch. Sie haben für zwei Tage den Stellplatz schräg vor uns gemietet. Ihr Wohnmobil ist das erste nicht weiße, das wir sehen und ist eine wahre Augenweide zwischen den anderen Kisten. Die beiden sind unglaublich locker und so kommen wir schnell ins Gespräch. Neben tollen Tierprojekten, die sie unterstützen, sind beide auch künstlerisch unterwegs. Nachdem sie erfahren haben, wie lange wir noch unterwegs sind, nennt uns Silvie von da an liebevoll „Glückskinder“. Und das sind wir.
Da Helena uns den Tipp gibt, nach Tjörn (sprich tschöörn) zu fahren und auch Philipps Bruder Hannes die Insel als unglaublich schön beschrieben hatte, steht der nächste Halt ohne langes Überlegen fest. Los geht´s die Westküste entlang. Ab nach Tjörn.
Campingplatz:
Lisebergs camping Askim Strand, Göteborg (250 SEK/Nacht inkl. Strom, Dusche, WLAN)
Hi ihr zwei,
so jetzt hab ich aufgeholt und das Archiv durch 🙂
Hört sich wirklich klasse an bis jetzt und ich bin gespannt wo’s euch noch überall hin verschlägt!
Für Nicht-Skandinavien-Profis:
Gern mal auf die Karte verweisen: https://bulli-auszeit.com/route-durch-skandinavien/
und evtl. Preise grob in Euro dazuschreiben (für die Google-Faulen 😉
Ansonsten nochmal Kompliment für die coolen Bilder und gaaaanz viel Spaß!
LG R.
LikeGefällt 1 Person
Karten der Routen werden nachgereicht, wollten wir eh noch für jeden Abschnitt machen. Und danke, wir genießen es!
LikeLike
Soso… Glückskinder „mit Wind in den Haaren und Meeresluft auf der Haut“. Kommt mir bekannt vor, gefällt mir!
LikeGefällt 1 Person
Hallo „Glückskinder“, kann mich Heiko und Roland nur anschliessen!
Schön, dass es euch sooo gut geht.
Liebe Grüßle aus dem Schwobaländle, freu mich schon auf den neuen Bericht!!!
Gruß Mutz
LikeGefällt 1 Person
Sehr geil, was ihr zwei in hohn Noadn erlebt:-). Hab’s bisher leider nur bis Rødbyhavn (vor Fehmarn) geschafft, daher hab ich keine Tipps parat😁
Genießt den Trip, er wird sicher einmalig.
LG Flo
LikeLike