Das heimelige, stets fröhliche Schweden werden wir heute vorerst zum letzten Mal sehen. Wir fahren von Höör um halb elf Uhr morgens los und machen uns auf Richtung Dänemark. Malmö sehen wir nur von der Autobahn aus, dort wechseln wir die Landesgrenze auf der gigantisch langen Brücke über den Øresund. Vor ein paar Jahren war Philipp schon einmal für mehrere Tage in Kopenhagen, so kann er heute den Reiseführer spielen und weiß auch ein gutes Viertel, um den Bulli abzustellen. Bevor wir in die Stadt fahren, drehen wir noch eine schöne Runde im Wald um den Vierbeiner zufrieden zu stellen. Die Flugzeuge setzen im Minutentakt über unseren Köpfen zur Landung an. Alle Welt will nach Kopenhagen. Und wir wollen auch! Kurze Zeit später ist ein ruhiger, schattiger Parkplatz für wenig Geld gefunden. Ums Eck gibt es einen Fahrradverleih. Bei „Baisikeli“ suchen wir uns zwei Bikes für vier Stunden aus, auf denen wir durch die Stadt holpern können.Es ist super Wetter, die Fahrt kann losgehen.
Wir reihen uns auf der Fahrradspur ein und haben bald einige Mit-Strampler. Wir sind in DER Fahrradstadt. Es gibt Fahrradwege und -ampeln überall. Wirklich Jeder, Anzugmann, Studentin, Rentner und Vater mit Nachwuchs sind mit dem Zweirad unterwegs. Es macht irre viel Spaß sich zwischen den Anderen durch zu fädeln.
Wir kommen an einer Schule vorbei, es ist Schulschluss für heute. Direkt dahinter ein altes, baufälliges Haus mit Baugerüst ringsum. Das Haus strotzt vor Graffitis. Ein Holzschild verkündet den Eintritt nach Christiania, des wohl außergewöhnlichsten Stadtteils überhaupt. Wir stellen die Fahrräder ab und begeben uns in eine andere Welt: Die ersten Menschen die uns begegnen sind offensichtlich schwer auf Drogen, aber bestens gelaunt. Wir passieren Buden an denen alternativer Schmuck und Kleidung angeboten wird. Es ist schwer was los hier, das Leben findet auf der Straße statt. Die Hunde der Anwohner laufen frei umher. Es ist eine ungewohnte Lockerheit, trotz der illegalen Waren, die hier zu beschaffen sind. Ein paar Meter weiter reihen sich Essensbuden aneinander. Die Tische sind alle besetzt. Bunter könnte das Publikum kaum sein: Neben denen, die ihren Rausch erleben, sitzen Mutti und Vati mit den Kindern. Man erkennt allerdings ziemlich gut, wer hier ist um ein bisschen Spaß zu haben und die Eindrücke zu genießen und wer hier ist um auf Drogen Spaß zu haben. Die Stimmung ist fröhlich ausgelassen und entspannt. Man kann es schwer beschreiben, wie es sich hier anfühlt, geschweige denn aussieht, doch muss das vorerst bis zum eigenen Besuch ausreichen: Fotos machen ist strengstens untersagt. Das machen die Hinweisschilder nur noch deutlicher und daran halten wir uns.
https://de.wikipedia.org/wiki/Freistadt_Christiania
An den Ständen mit den Wasserpfeifen vorbei, schleichen wir uns wieder Richtung Ausgang. Unter dem Holzschild hindurch, sind wir wieder in der realeren Welt. Wir schwingen uns wieder auf die Fahrräder und strampeln uns durch die Touristenmassen hindurch mit einem Abstecher zum Hafen, bis hin zur Meerjungfrau.
Da hier die Hölle los ist, begnügen wir uns mit der Fernsicht auf die Statue und fahren im Bogen wieder zurück Richtung Innenstadt. Wir laufen durch den Stadtpark in dem gechillt wird, Fußball gespielt, getrunken und geknutscht. Leute beobachten geht hier wunderbar.
Was uns noch fehlt in Kopenhagen, ist ein kulinarisches Erlebnis. Wir bestellen ein aufgepepptes Smørrebrød. Yammi!Noch ein wenig glücklicher und mit vollem Magen stürzen wir uns in den Feierabendverkehr. Fahrräder über Fahrräder, es ist noch ein wenig abenteuerlicher als am Mittag, jedoch nicht weniger spaßig. Wir stoppen ein paar Mal um die vielen bunten Häuschen in den kleinen Gässchen zu betrachten, bevor wir die Fahrräder wieder zurückgeben und zum Bus schlendern.
Als wir gerade den Hund geknuddelt haben, kommt ein junger Kopenhagener auf uns zu und fragt, ob er ein Foto vom Bulli machen darf. Seit er das Iphone seiner Freundin entdeckt habe, sei er ganz verrückt nach den VW-Bussen und stelle die Fotos auf seiner Internet-Seite zusammen. Er gibt uns noch für den nächsten Besuch in der Hauptstadt Tipps, wo wir kostenlos parken können. Da wir so begeistert von der Stadt sind, fahren wir den Geheimtipp am Hafen noch an, fühlen uns dann aber nicht wohl genug, um hier zu übernachten und auf Dusche und Toilette zu verzichten. Also führt uns unser Weg noch weiter an der Küste entlang, bis nach Køge, wo wir eine Nacht verbringen.
Kopenhagen war auf der gesamten Reise neben Stockholm meine Lieblingsstadt. Auf jeden Fall kommen wir hier noch einmal hin, mit etwas mehr Zeit im Gepäck.
Campingplatz:
1. Køge & Vallø Camping: 30 Euro, inklusive Strom und Duschen