Die Lofoten. Unser Ziel, nördlichste Station, Wendepunkt während unserer Tour. Auf die Lofoten wurde die Route ganz grob ausgerichtet, hier wollten wir unbedingt hin. Jetzt ist es soweit, wir stehen in Bodø an einem Strand, es ist der 18.07.2015, und um 10 Uhr geht die Fähre nach Moskenes. Die Sonne ist raus gekommen und erwärmt den frühen Morgen. Ohne Vorreservierung geht es in den Fährhafen, in der Hoffnung, einen Platz zu ergattern. Wie geplant schlagen wir um 8:30 Uhr auf, reihen uns in die bereits gut gefüllten Schlangen und machen uns erst einmal Frühstück. Sehr bequem, wenn man alles an Bord hat. Wir bezahlen beim durch die Reihen laufenden „Schaffner“, der uns keine Garantie geben kann, aber diplomatisch zu verstehen gibt, dass wir eigentlich mit aufs Schiff können. Was dann kurz vor 10 Uhr auch funktioniert. Wir sind erleichtert und quetschen uns neben die vielen anderen Autos und Reisebusse und begeben uns an Deck. Die 3:15 Stunden dauernde Fahrt verbringen wir draußen an Deck, bei 12 Grad Lufttemperatur etwas frisch, aber man ist ja schon einiges gewohnt. Die Alternative drinnen aus Frittenfett-Duft und Sardinenbüchsen-Gefühl scheidet jedenfalls aus – nur die Harten kommen in den Garten.
Endlich tauchen die zackigen Umrisse der Berge der westlichen Lofoten-Ausläufer am Horizont auf. Wir freuen uns wie kleine Kinder, dass wir es bis hierher geschafft haben. Mit all den Erlebnissen zuvor auf einer jetzt schon einmaligen Reise mit unserem Bulli „Bobi“. In Moskenes spuckt das Fährschiff die Massen an Touristen wieder aus, auf der Landseite warten bereits hunderte Autos auf die Rückfahrt aufs Festland. Wie von den Hamburgern in Sandnessjøen empfohlen, sparen wir den Weg in das Dorf Å aus, bekannt aus den Kreuzworträtseln dieser Welt. Wir fahren zwei Kilometer weiter nach Reine, Postkartenmotiv und Stockfisch-Hochburg. Auf dem kleinen Dorfplatz treffen sich die Backpacker, hier drehen die Autofahrer, bevor es weiter auf die E10 geht. Wir lassen den erschöpften Hund ein wenig rennen, schlendern durch die leeren Stockfisch-Holzbauten und fotografieren die zauberhafte Kombination aus Meer, Fischerdorf und grün bedeckter Bergwelt. Vor der Weiterfahrt zum Campingplatz kaufen wir im kleinen Café am Platz noch einen Brownie und einen Apfelkuchen für den Kaffee am Mittag.
Übernachten wollen wir in Fredvang auf einem Natur Camp, den uns die Hamburger ebenfalls empfohlen haben. Hinter den Kurven der E10 staunen wir über das Türkis des Meeres und die saftigen Berghänge, die hier von der Natur besonders schön zusammengesetzt scheinen. 30 Kilometer nordwestlich von Moskenes checken wir in Fredvang bei der unfreundlichsten Rezeptionistin ein, die wir bisher hatten – man könnte sie auch mit einem Hausdrachen vergleichen. Stört uns nicht, der Platz ist eine Wucht. Er liegt direkt hinter den Dünen, wo wir das finden, wofür die Lofoten stehen: weiße Traumstrände und Karibikfeeling nördlich des Polarkreises. Beseelt nehmen wir uns am Abend eine heiße Dusche, die uns am morgen verwährt blieb.
Am kommenden Tag möchten wir den Berg hinter dem Campingplatz besteigen, beschließen dann aber, erst einmal einen Spaziergang zu machen und dann weiter zu schauen. Am weißen Strand sammeln wir Muscheln und stapfen dann zurück Richtung Straße, der wir bis zu einem Parkplatz folgen. Von dort wollen wir hoch bis zum See laufen. Ein Ur-See, der somit schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat. Oben am See angekommen, haben wir schon eine gute Wanderung hinter uns. Aber wenn man schon dabei ist und die Klamotten eh schon die ersten Schweißtropfen abbekommen haben, ist die Bergkette auch nicht mehr so weit. Also entscheiden wir uns weiter zu laufen, immer an der Bergflanke hinauf auf die Hochebene. Nach steilem, aber gut machbarem Aufstieg, erreichen wir die Höhe, ab der es mehr oder weniger eben entlang des breiten Grats geht. Der Ausblick zieht einem die Schuhe aus. Unter uns liegen die weißen, sichelförmigen Sandstrände, umgeben von den Bergketten der Lofoten. Der Blick reicht weit in den Süden, fast bis Hamnøy. Einzigartig, auch nachdem wir hier in Norwegen bereits mit einigen wahnsinnig tollen Ausblicken belohnt wurden. Vollendet wird das ganze noch durch die nach und nach aufziehenden Wolken, die uns umgeben und leichten Sprühregen mit sich bringen, der uns dann auf dem Abstieg ins Tal begleitet. In Summe sind wir drei Stunden unterwegs, eine wirklich lohnenswerte Wanderung. Am Abend treffen wir dann noch Nicky und Nils, die ebenfalls mit einem T3 unterwegs sind und abends bei uns anklopfen. Bei einer Dose Bier tauschen wir uns aus, bevor jeder wieder in den beheizten Bulli steigt.
Nach zwei Nächten in Fredvang zieht es uns weiter in der Hoffnung auf ein paar Sonnenstrahlen, die der Wetterbericht verspricht. Nach zwei Kilometern auf der E10 kommen wir nach Ramberg. Hier liegt der wohl bekannteste Strand der Lofoten. Ein sehr breiter, feinsandiger, komplett weißer Strand. Hier halten die meisten kurz und machen Fotos, bevor es weiter geht. Trotz aller Unkenrufe ist von den angedrohten Touristenmassen nicht viel zu sehen, es verteilt sich hier auch im Juli ganz gut. Allerdings wissen wir nicht, wie es sich bei 30°C verhält, bei uns hat es lediglich 12°C. Wir fahren nach Nusfjord, ein altes Fischerdorf, welches heute eine Art Freilichtmuseum ist. Hier treffen wir nochmals unsere Bulli-Buddies, für uns geht es danach weiter gen Westen. Wir möchten an der nördlichen Küste stoppen. In der Hoffnung, die aktuell nur kurz untergehende Sonne sehen zu können (die Mitternachtssonne gibt es bis Mitte Juli zu sehen, da geht sie gar nicht unter). Der bedeckte Himmel gab bisher wenig freie Sicht preis. In Hov ist unser nächster Campingplatz, ein gutes Stück entfernt von der Hauptstraße. Dort liegt ein herrlicher Golfplatz direkt an der Küste. Der Campingplatz liegt oberhalb einer kleinen Bucht, vor der Pferde grasen. Leider öffnet sich die Wolkendecke an diesem Abend ebenso wenig. Der Stimmung tut das keinen Abbruch, der Ausblick ist einfach schön und idyllisch.
Am folgenden Morgen studieren wir die Karte und stellen fest, dass wir entgegen unserer Annahme fast schon am Ende der Inselgruppe Lofoten angekommen sind. Nördlich liegen die Vesterålen, eine weitere, ebenso schöne Inselgruppe. Nach kurzer Entscheidungsphase sind wir uns einig: es geht weiter, der nördlichste Punkt unserer Reise wird auf die Vesterålen verlegt.
Campingplätze:
1. Fredvang Camping, Flakstad (240 NOK inkl. Strom, Dusche 10 NOK)
2. Hov Camping, Hov (225 NOK inkl. Strom, Dusche 10 NOK)
beautiful!
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